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Einfluss der medizinischen Kompressionstherapie auf die Beschwerdesymptomatik bei Adipositas-assoziierte funktionelle venöse Insuffizienz
Einleitung
Adipositas ist längst nicht mehr nur ein metabolisches oder kardiovaskuläres Problem. Mit zunehmendem Körpergewicht steigt auch die Belastung des venösen Systems der unteren Extremitäten. Eine häufige, jedoch noch immer unterschätzte Folge ist die adipositas-assoziierte funktionelle venöse Insuffizienz. Sie unterscheidet sich in ihrer Entstehung und Therapie deutlich von der klassischen primären oder sekundären Venenerkrankung – und spricht dennoch sehr gut auf eine gezielte Kompressionstherapie an.
Was bedeutet „funktionelle venöse Insuffizienz“ bei Adipositas?
Im Gegensatz zur strukturellen venösen Insuffizienz, bei der Venenklappen irreversibel geschädigt sind (z. B. bei Varikosis oder nach Thrombose), liegt bei der adipositas-assoziierten Form primär eine funktionelle Überlastung des venösen Systems vor.
Typische Mechanismen sind:
- Erhöhter intraabdomineller Druck durch viszerales Fett
- Kompression der Becken- und Oberschenkelvenen
- Reduzierte Muskelpumpe durch eingeschränkte Mobilität
- Chronisch erhöhte venöse Druckverhältnisse in den Beinen
Die Venenklappen sind dabei oft noch anatomisch intakt, können ihrer Funktion jedoch unter den gegebenen Druckverhältnissen nicht mehr ausreichend nachkommen.
Klinische Symptome und Beschwerden
Patientinnen und Patienten mit adipositas-assoziierter funktioneller venöser Insuffizienz berichten häufig über:
- Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen
- Abends zunehmende Knöchel- und Unterschenkelödeme
- Müdigkeit und Leistungsabfall der Beine
- Druckschmerzen, besonders bei langem Sitzen oder Stehen
- Beginnende Hautveränderungen (Hyperpigmentierung, Ekzem-Neigung)
Wichtig: Diese Symptome treten auch ohne ausgeprägte Varizen auf und werden daher nicht selten fehlinterpretiert oder bagatellisiert.
Warum medizinische Kompressionsstrümpfe hier besonders wirksam sind
Medizinische Kompressionsstrümpfe setzen genau an den funktionellen Ursachen an:
- Reduktion des venösen Durchmessers
Durch den definierten Druck von außen wird der Venendurchmesser verkleinert. Dadurch:
- schließen die Venenklappen wieder besser
- erhöht sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes
- sinkt der venöse Rückstau
- Verbesserung der Muskel-Venen-Pumpe
Kompression wirkt als „externer Verstärker“ der Muskelaktivität. Gerade bei adipösen Patientinnen und Patienten mit eingeschränkter Bewegung ist dies ein entscheidender Effekt.
- Ödem-Reduktion und Entzündungshemmung
Der verbesserte Abtransport von Flüssigkeit reduziert:
- interstitielle Ödeme
- Gewebedruck
- inflammatorische Prozesse in Haut und Subkutis
Die richtige Versorgung ist entscheidend
Gerade bei Adipositas ist die passgenaue Anpassung der Kompressionsversorgung erfolgsentscheidend:
- Maßanfertigung ist häufig notwendig
- Wahl der richtigen Kompressionsklasse (meist Klasse II, teilweise III)
- Berücksichtigung von Körperform, Konizität und Hautbeschaffenheit
- Fachgerechte Anleitung zum An- und Ausziehen
Eine schlechtsitzende oder falsch gewählte Kompression führt nicht nur zu mangelnder Wirkung, sondern auch zu geringer Akzeptanz und Therapieabbrüchen.
Kompression als Teil eines ganzheitlichen Therapiekonzepts
Die Kompressionstherapie ersetzt keine Gewichtsreduktion, ist jedoch ein zentraler stabilisierender Faktor, um:
- Mobilität zu verbessern
- Schmerzen zu reduzieren
- Folgeschäden am venösen und lymphatischen System zu vermeiden
- Lebensqualität spürbar zu steigern
In Kombination mit Bewegungstherapie, physiotherapeutischen Maßnahmen und langfristiger Gewichtsreduktion kann die funktionelle venöse Insuffizienz oft deutlich gebessert werden.
Fazit
Die adipositas-assoziierte funktionelle venöse Insuffizienz ist eine häufige, aber gut behandelbare Folgeerkrankung der Adipositas.
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind dabei keine „Option“, sondern eine tragende Säule der Therapie. Voraussetzung ist eine qualifizierte Diagnostik, eine fachgerechte Anpassung und eine patientenorientierte Begleitung.
Gerade spezialisierte Kompressionsstudios, die medizinisches Verständnis mit Erfahrung in der Kompressionsversorgung verbinden, spielen hier eine entscheidende Rolle.
Wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben, melden Sie sich gerne bei uns.






